In Kummerfeld geht morgen die größte Photovoltaik anlage im Pinneberger Umland ans Netz. In spätestens zehn Jahren wird die Gemeinde kräftig am Ökostrom mitverdienen.
Sonne. Ultramarinblauer Himmel wie in einem Werbeprospekt. Und zwei spiegelnde, glitzernde Dächer. Alles sieht genau so aus, wie es sich Kummerfelds Bürgermeister Hanns-Jürgen Bohland (CDU) gewünscht hat. Morgen erwartet der Gemeindechef die Techniker der E.on Netz, die den Zähler für die größte Photovoltaik-Anlage im Pinneberger Umland anschließen. Sie steht in seiner Gemeinde: Knapp 1000 Solarmodule bedecken die 900 Quadratmeter große Dach fläche auf der Sporthalle und dem Vereinsheim am Ossenpadd. Andreas Supthut (CDU) erklärte das Thema Solarenergie vor zwei Jahren beim Bau der Halle zur Bauausschuss-Chefsache und überzeugte die Politiker.
61 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr soll das Kummerfelder Vorzeigeobjekt generieren – das bedeutet den Tagesbedarf Ökostrom für etwa 17 Haushalte. Der fließt nicht nur bei Sonnenschein – sondern auch, wenn es bewölkt ist oder dämmert. Zwölf sogenannte Wechsler unter der Balkendecke verwandeln den eingespeisten Gleich- in steckdosengerechten Wechselstrom. Über ein kinderarmdickes Kabel fließt die Energie in den E.on-Zähler – und dann in die Haushalte. Von Pinnebergs Nachbargemeinde bis nach Niebüll und Bad Bevensen. Supthut verdeutlicht das Prinzip: „Kummerfelds Strom wirkt wie ein kleiner Tropfen in einem großen Fass, aus dem der Netzbetreiber ausschenkt“.
Ein „kleiner Tropfen“ für Schleswig-Holstein und Teile Niedersachsens – aber ein Meer an Sparmöglichkeiten für die Gemeinde: 32 000 Euro zahlt die E.on voraussichtlich pro Jahr für die Lieferung aus Kummerfeld – laut Abnahmevertrag garantiert 20 Jahre lang. Nach Bohlands Berechnungen trägt sich die 320 000 Euro teure Anlage damit nach zehn Jahren von selbst. Die Erträge aus der Energie, die danach erzeugt und verkauft wird, füllen die Haushaltskasse.
Bürgermeister Bohland hat genaue Vorstellungen davon, wofür dieses „Plus“ eingesetzt werden soll: „Von dem Geld können wir zu drei Vierteln die jährlichen Unterhaltungskosten für unsere Sporthalle decken“, sagt er. Wartung und Instandhaltung „fressen“ laut Bohland mehr als 40 000 Euro pro Jahr. Auch die Natur profitiert, denn nach den Berechnungen der ausführenden Firma B&Q aus Hamburg vermeidet die Solaranlage jährlich 54 Tonnen Kohlendioxid. So viel hätte ein Kraftwerk ausgestoßen, um die gleiche Energiemenge zu produzieren.
Morgen beginnt die Uhr zu laufen und Kilowatt-Stunden zu zählen, die in der Kreis-Pinneberger Vorzeigeanlage gesammelt werden. Und auch wenn der Vertrag mit der E.on im Jahr 2028 ausläuft: Bohland und Supthut sind optimistisch, dass Kummerfeld selbst danach noch Gewinne einfährt: Dann werde sich die Gemeinde einen neuen Abnehmer suchen oder den Strom selbst verwenden, sagt Bauausschuss-Chef Supthut. Bislang sei die eigene Nutzung zwar nur Theorie: Kummerfelder Haushalte müssten die eingespeiste Energie derzeit sofort verbrauchen, wenn sie produziert wird. „Aber in 20 Jahren gibt es bestimmt entsprechende Batterien“, schätzt er. Bohland denkt sogar noch weiter: „Dann tanken bei uns am Ossenpadd längst Elektro autos.“
Von Natalie Kordowski, erschienen im Pinneberger Tageblatt.